Der Weinhold-Nachfolger setzt auf Kontinuität, Verzahnung und Basketball mit reichlich Leidenschaft.
Von Bastian Lüpke Wolfenbüttel. Etwas überraschend hatten die Regionalliga-Basketballer der MTV Herzöge Wolfenbüttel kürzlich bekanntgegeben, künftig auf Maxim Hoffmann als Cheftrainer zu setzen, während sein Vorgänger Thorsten Weinhold sich als hauptamtlicher Trainer verstärkt um die Entwicklung der Jugend kümmern soll (wir berichteten). Hoffmann betont: „Es wird keinen harten Übergang geben.“
Schließlich ist er kein Unbekannter in Wolfenbüttel. Das vergangene Jahr hatte der gebürtige Braunschweiger, dessen Eltern aus Wolfenbüttel stammen, sich bereits ehrenamtlich bei den MTV/BG-Basketballern engagiert und unter anderem die U18-Landesliga-Mannschaft trainiert.
Er wechselte damals aus dem Jugendbereich der Basketballlöwen Braunschweig in die Lessingstadt – ein Weg, den er bereits zum zweiten Mal gegangen ist, wie Hoffmann erzählt: „Als ich als Spieler aus der U19 der SG kam, bin ich zu ‘Weini’ in die Regionalliga-Mannschaft gegangen. Jetzt komme ich wieder aus Braunschweig nach Wolfenbüttel – diesmal als Coach.“ Seine eigene aktive Karriere ist schon lange beendet, nachdem er als 19-Jähriger mehrere Knieoperationen über sich ergehen lassen musste. Neue Strukturen in Braunschweig führten zum Wechsel Den Wechsel vor einem Jahr hatte die Umstrukturierung in Braunschweig ausgelöst. Mit Hoffmann kam auch Torben Steinberg zu MTV/BG. „Wir waren froh bei einem Verein zu sein, wo man weiß, dass man geschätzt wird“, sagt Hoffmann, der aber betont, keinen Groll gegen die Löwen zu hegen. Vor seinen zwei Jahren als Coach der JBBL-Junior-Löwen war Hoffmann sieben Jahre in Oldenburg tätig – vornehmlich für die Teams in der Jugendbundesliga, ein Jahr davon (2015) aber auch als Co-Trainer von Mladen Drijenčić im Bundesliga- Team, mit dem Hoffmann den BBL-Pokal gewann.
Der 33-Jährige berichtet gerne von den Online-Trainings, die die Wolfenbütteler Coaches im vergangnen Jahr regelmäßig durchgeführt haben. Teilweise trafen sich dabei 17 MTV/BG-Trainer am Bildschirm. „Da haben wir uns ausgetauscht und haben viele gute gemeinsame Ideen entwickelt“, sagt der neue Herzöge-Coach. In diesen Runden sei ihm immer mehr klar geworden, dass er Teil der Sache bleiben möchte. „Ich habe mich im vergangenen Jahr hier richtig wohl gefühlt“, sagt Hoffmann, dessen Vertrag als Herzöge-Coach offiziell am 1. Juli beginnt. Schon jetzt bringt er sich weiter ein – unter anderem als Mitarbeiter im neuen Corona- Testzentrum des MTV, das seit dieser Woche geöffnet ist. Zudem hatte er sich bislang als Mitglied im MTVRegionalliga- Beirat engagiert. Seinen Platz werde künftig voraussichtlich Weinhold einnehmen.
Für Hoffmann wäre als professioneller Basketball-Trainer die Alternative gewesen, an einen anderen Standort zu gehen. „Meine Freundin promoviert an der TU Braunschweig. Daher wollten wir gerne hier bleiben und sind jetzt froh, dass es geklappt hat“, sagt er und betont: „Ohne Weini wäre es nicht möglich gewesen!“ Weinhold habe sich stark für die Weiterverpflichtung von Hoffmann eingesetzt und letztendlich seinen Posten als Chefcoach angeboten, um diese Personalie zu ermöglichen.
Hoffmann sagt: „Ich bin mit Leib und Seele Basketball-Trainer.“ Vor allem sei er an der Entwicklung von Spielern interessiert. „Kurzfristige Erfolge sind mir nicht so wichtig. Ich möchte etwas mitgestalten und entwickeln“, sagt der Trainer. Nach dem Pokalsieg in Oldenburg habe er sich zum Beispiel bewusst dafür entschieden, den Co-Trainer-Posten aufzugeben, um Headcoach der NBBL-Mannschaft zu werden. Für ihn sei es das Schönste, Spieler bei Bundesliga-Übertragungen im TV zu sehen, die er früher in einer seiner Jugendmannschaften gecoacht habe – darunter Niklas Wimberg (Oldenburg) und Lukas Meisner (Braunschweig).
Junge Spieler zu entwickeln, sei ein klares Ziel für ihn bei den Herzögen. „In Wolfenbüttel haben wir dafür die besten Voraussetzungen“, sagt Hoffmann. Er sehe dabei die optimale Anschlusssituation zu seiner bisherigen Arbeit in der U18. „Mit Linus Römer, Jannis Nielandt und Elias Heitmann gehörten schon in der vergangenen Saison drei Jugendspieler zum Herzöge- Kader. Bei einem normalen Verlauf hätten alle mit Sicherheit noch ihre Minuten bekommen“, sagt der Coach.
Grundsätzlich sollen alle Teams weiter miteinander verzahnt werden: die Regional- und Oberliga- sowie die Jugendmannschaften. „Wer jetzt in der U12 bei uns spielt, soll einen Weg bis in die Herzöge-Mannschaft sehen“, schildert Hoffmann seine Vorstellung. Auch der Traum von einer Wolfenbütteler Jugendbundesliga- Mannschaft solle verfolgt werden. „Wir haben derzeit zum Beispiel eine ‘Bomben’-U14. Für die könnte das ein sinnvoller Weg sein“, so Hoffmann.
Bei all diesen Zielen stehe aber selbstverständlich dei sportliche Erfolg in der Regionalliga im Vordergrund. „Wir müssen genug Spiele gewinnen, um in der Liga zu bleiben“, nennt Hoffmann als Minimal-Vorgabe. Große Pluspunkte der Herzöge seien die Erfahrung und das blinde Verständnis. „Damit werden wir zu den Spiel-intelligenteren Mannschaften der Liga gehören“, glaubt Hoffmann. Mit Till Jeske und Oliver Hahn habe er selbst noch in einer Mannschaft gespielt – vor mehr als zehn Jahren. „Ich freue mich darauf, mit denen zusammenzuarbeiten.“ Herzöge setzen auf Leidenschaft und Variabilität Hoffman kündigt an, dass sein Team schnell und mit hoher Körperlichkeit agieren werde. „Für mich zählt vor allem, dass die Bereitschaft und die Leidenschaft stimmen. Außerdem wollen wir sehr variabel und lösungsorientiert spielen. Jeder Spieler soll Gefahr ausstrahlen“, sagt Hoffmann. Die Ausgangslage in der Regionalliga habe sich etwas entschärft. „In der vergangenen Saison gab es mit Hannover, Wolmirstedt und Aschersleben gleich drei ambitionierte Profiteams in der Liga. Eine solche Situation wird es diesmal wohl nicht geben“, vermutet der Herzöge-Coach. Alle anderen Mannschaften würden eher solide wirtschaften. „Auch wir werden nichts Wildes tun“, kündigt Hoffmann an.
Interesse an der Rückkehr des US-Amerikaners Keith Hayes gebe es dennoch. „Ich habe schon mit ihm gesprochen. Er hat einen echt tollen Charakter. Wir sind absolut im Guten auseinander gegangen. Für konkrete Gespräche ist es aber noch zu früh“, sagt Hoffmann. Einen solchen semi-professionellen „Eckpfeiler“ benötige das Team schon. „Was meiner Meinung nach aber den MTV auszeichnet: Wir arbeiten hier professionell, aber mit Herz dabei zu sein geht vor“, sagt Hoffmann.
Die Individualtrainings der Herzöge leitet derzeit noch Weinhold, bis sein Nachfolger im Sommer übernimmt. „Wir tauschen uns aber regelmäßig aus. Das wird auch künftig so weitergehen. Die Trennlinie zwischen unseren Arbeitsbereichen werden wir nicht zu strikt interpretieren“, erklärt Hoffmann die Zusammenarbeit mit Weinhold.